Nachrichten, Veranstaltungen, Hinweise, Aufrufe | 20.01.2025
Freiwillige Feuerwehr, DRK und Gemeindeverwaltung trainieren den Einsatz bei einem langfristigen Stromausfall
Immer wieder wird vor Blackouts gewarnt: großflächige, lang anhaltende Stromausfälle. Mit einer Zivilschutzübung wollten die Gemeinde Kirchheim, die Freiwillige Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz am vergangenen Freitag genau diesen Notfall unter möglichst realen Bedingungen proben. Das Ergebnis: Kirchheim ist gut vorbereitet, auch wenn es natürlich an der einen oder anderen Stelle Stellschrauben gibt, die verbessert werden können.
Realistisches Szenario
Treffpunkt im Feuerwehrmagazin um 17.45 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt ist der Strom bereits um die drei Stunden weg, so sagt es das Szenario. „Wir haben im Krisenstab festgelegt, dass die Führungskräfte nach zwei Stunden automatisch zusammenkommen, ab drei Stunden reagieren die Einsatzkräfte“, erläutert Bürgermeister Uwe Seibold. Dann sollen verschiedene Gebäude wie das Feuerwehrhaus, das Schulzentrum und das Rathaus auf Notstromaggregate umgestellt werden. Bei der Feuerwehr funktioniert das seit vergangenem Sommer automatisch über ein 60-kVA-Aggregat. Es ist bereits in Betrieb, denn natürlich soll bei der Übung auch der Benzinverbrauch überprüft werden.
Schulzentrum bietet Platz für alle
Während das Rathaus als Kommunikationszentrale dienen soll, um zum Beispiel über Satellitentelefon mit dem Landratsamt in Kontakt zu bleiben oder auch Notrufe absetzen zu können, würde das Schulzentrum zur direkten Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger. Hier bauen die DRK Kirchheim und Bönnigheim einen Behandlungs- und Betreuungsplatz mit Feldbetten auf. „Viele Menschen haben zu Hause ohne Strom inzwischen auch keine Heizung mehr, da wären zwei, drei Tage bei diesem Wetter schon hart“, stellt Uwe Seibold fest. Deswegen die Schule, sie bietet Platz für viele Menschen, und es gibt sogar Küchen, wo sich die Leute aus dem von zu Hause mitgebrachten Lebensmitteln etwas kochen könnten. In der Schule ist das 200-kVA-Aggregat ebenfalls in Betrieb. Da der Aufbau deutlich aufwendiger ist, wurde das durch Bauhof und Hausmeister bereits am Nachmittag erledigt.
Zusätzliche Herausforderung: Verkehrsunfall angenommen
Um die Übung abwechslungsreicher zu gestalten, haben sich Christian Scherb und Nino Blavustyak, stellvertretender Bereitschaftsleiter des DRK Kirchheim, zusätzlich noch eine Aufzugrettung – bei einem Stromausfall kein unwahrscheinliches Ereignis – und einen schweren Verkehrsunfall bei der Obsthalle überlegt. Zur Unterstützung wurden die Feuerwehr Gemmrigheim, die DRK-Ortsvereine aus Bönnigheim und Besigheim sowie Notarzt Dr. Thomas Kisch aus Bönnigheim hinzugerufen. Während diese aber alle davon wissen, werden die Kameraden aus Kirchheim aus ihrer eigentlichen Übung heraus alarmiert.
Jeder weiß, was er zu tun hat
Um 18.00 Uhr beginnen die Einsatzmelder zu piepen. Die Feuerwehrleute sind bereits vor Ort, denn ihr Kommandant ist aus Sicherheitsgründen kein Fan davon, für eine Übung zu Hause zu alarmieren. Insgesamt werden 63 Einsatzkräfte alarmiert, dazu gehören auch zwei Beobachter vom örtlichen Polizeiposten. Alle rücken aus. Eine Mannschaft bestückt den Anhänger mit dem 12-kVA-Notstromaggregat für das Rathaus. „Das kommt dann später auf unseren neuen GWT“, erläutert Christian Scherb. Vor Ort wird als erstes der Lichtmast ausgefahren, dann das Aggregat angeschlossen.
Satellitentelefone im Rathaus
Im Gebäude selbst sind die Verwaltungsmitarbeiter bereits dabei, die Satellitentelefone zu installieren. Am Fenster vom Sitzungssaal ist ein kleines weißes Hütchen zu sehen – die Antenne. „Nach zehn Minuten ist das Handynetz so schlecht, weil alle sich schreiben, dass sowas wie WhatsApp nicht mehr funktioniert.“ Und nach einiger Zeit brauchen eben auch Handys Strom. Der Testanruf mit dem Landratsamt funktioniert. „Er meinte, es war ein bisschen abgehackt, liegt vielleicht an der Antenne“, überlegen Annalena Wiebezieck und Larissa Weißschuh nach dem Testlauf.
Übung ist ein voller Erfolg
Weiter zum nächsten Einsatzort am Schulzentrum. Hier verschafft sich das DRK einen Überblick und beginnt, die Betten aufzubauen. „Das ist an sich Standardarbeit, aber eben Arbeit“, erklärt Nino Blavustyak. Das Notstromaggregat läuft bereits, daran ist auch das Blockheizkraftwerk angeschlossen. „Wer da jetzt an die Fernwärme angeschlossen ist, der hat es weiter warm, das ist hier schon speziell“, stellt der Feuerwehrkommandant fest. Sollte sich ein fester Platz für das Aggregat finden, könne man es auch dauerhaft anschließen. Es müsse hier im Ernstfall nur ein Schalter umgelegt werden. Dann braucht es keinen Elektriker mehr, sondern die Hausmeister können das selbst erledigen.
Absprachen funktionieren
Während die Aufzugrettung und das Überprüfen einiger Hydranten laufen, kommt um 19.00 Uhr die Alarmierung für den Verkehrsunfall. Innerhalb weniger Minuten sind die Kirchheimer vor Ort, der Rest folgt auf dem Fuß und es herrscht rund um die vier „Verletzten“ ein enormer Betrieb. Doch die Absprachen untereinander funktionieren. Christian Scherb fasst zusammen: „Die gemeinsame Übung war ein voller Erfolg.“ Kirchheim ist gut auf einen langfristigen Stromausfall vorbereitet. In den nächsten Wochen wird noch eine detaillierte Besprechung erfolgen.